Wienerberger

Geschichte: Der Grundstoff des Ziegels liegt in der bis zu 300m tiefen "Tegel"-Schicht, die vor Millionen Jahren als Sediment des tertiären Mittelmeeres abgelagert wurde und seit Menschengedenken zur Erzeugung hochwertiger Ziegel aus gebranntem Ton dient.

Der Gründer Alois Miesbach, der 1819 mit 29 Jahren beschloß, Ziegelfabrikant zu werden, erwarb neben Ziegeleien und Kohlengruben umfangreiche Liegenschaften. Miesbach, der selbst aus Mähren stammte, beschäftigte vor allem Zuwanderer aus Böhmen, mit deren Hilfe er in wenigen Jahren das größte Ziegelwerk Europas aus dem Lehmboden im Süden Wiens stampfte.

Als er 1857 starb, hinterließ Miesbach seinem Neffen und Nachfolger Heinrich Drasche neun Ziegelwerke, eine Tonwarenfabrik, zwei Gutshöfe, einige Kohlengruben und eine Serie von Häusern und Baustellen in Wien.

Heinrich Drasche, dessen mit den Initialen "HD" und dem Doppeladler geprägte Ziegel für fast alle Prachtbauten und Zinskasernen der Wiener Gründerzeit verwendet wurden, baute auf eigene Rechnung an die 400 Häuser in den Außenbezirken und zehn an der Ringstraße. Darunter den gewaltigen "Heinrichshof" gegenüber der Staatsoper, der auch Drasches Zentralbüro beherbergte. Der Heinrichshof fiel 1945 dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.

In ihrer Langjährigen Geschichte wurde Wienerberger von zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten geprägt. Darunter, neben den Pionieren Alois Miesbach und Heinrich Drasche, der Architekt Heinrich Freiherr von Ferstel, der unter anderem die Wiener Votivkirche und das Palais Ferstel gebaut hat. Ferstel war nach der Umwandlung der Wienerberger in eine Aktiengesellschaft (1869) deren erster Präsident.

Auch der Ringstraßenarchitekt Theophil Hansen hatte als Architekt, und als Vorsitzender des Verwaltungsrates eine enge Beziehung zu Wienerberger.

Und der Gründer der österreichischen Sozialdemokratie, Dr. Viktor Adler, wurde durch die Lebensumstände der Ziegelarbeiter gegen Ende des vorigen Jahrhunderts an den Ziegelöfen des Wienerberges zum entschlossenen Klassenkämpfer gebrannt.

Kunstkeramik: Die Geschichte der Wienerberger ist von Anfang an untrennbar mit der Produktion von Bau- und Kunstkeramik verbunden/ Der Triumphbogen der Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft (Heinrich von Ferstel) auf der Wiener Weltausstellung 1873 demonstrierte eindrucksvoll die marktbeherrschende Stellung des Produzenten. Die zwei Karyatiden zählen zu den letzten Resten, die sich vom 1945 zerstörten, gegenüber der Staatsoper gelegene Heinrichshof erhalten haben. Sein Bauherr war Heinrich Drasche, einer Gründerväter von Wienerberger. Otto Wagners Fassade des Majolikahauses von 1898/99 dokumentiert eindrucksvoll das Spannungsfeld zwischen überwundenen Historismus und aufkeimenden Jugendstil. 1878 - 1879 Haus Heinrich Schliemann; Architekt Ernst Ziller: Bis ins ferne Athen lieferte Wienerberger schon im 19. Jahrhundert seine Bauplastiken, wo sie noch heute so manches Haus der damals neu begründeten Hauptstadt Griechenlands schmücken.

Zwischen 1905 und 1914 entstanden aus der Zusammenarbeit mit Michael Powolny und Otto Prutscher und anderen Künstlern aus dem Umkreis der Wiener Werkstaette großartige Keramikskulpturen. Majolikafiguren am Karl Marx-Hof 1926 - 1933 von Karl Ehn: Die farbig glasierten Majolikafiguren auf den Keilsteinen der Ehrenhofbögen des Karl Marx-Hofes zählen zu den Spitzenwerken expressionistischer Skulptur. Der Zusammenarbeit ihres Schöpfers Josef Franz Riedl mit Wienerberger entsprang eine große Zahl weiterer beeindruckender Bauplastiken. Beamtenwohnhaus der Österreichischen Nationalbank: Im Foyer des Beamtenwohnhauses der Österreichischen Nationalbank (Architekten Ferdinand Glaser und Rudolf Eisler) in der Hockegasse hat sich eine komplette Ausstattung mit Wienerberger Baukeramik erhalten, die auch in ihrer künstlerischen Qualität einzigartig ist. Besonders beeindruckend sind die Fabelwesen, die die beiden Säulen bevölkern. Lasierend wie im Aquarell sind die farbigen Glasuren aufgetragen. Amalienbad: Einer der schönsten Räume des Amalienbades (Wiener Stadtbauamt - Josef Bittner, Karl Schmalhofer, Otto Nadel) ist das Oktogon mit dem Tauchbecken der Sauna. Majolikaverkleidete Stützen mit Palmettendekor tragen das Glasdach.